Die dunkle Jahreszeit – was tun mit dem Pferd?

Der Herbst ist da, die Blätter leuchten bunt von den Bäumen und es wird wieder früh dunkel. Wenn wir zur Arbeit fahren ist es dunkel, wenn wir zum Stall fahren ist es schon wieder dunkel… was nun? Habt ihr auch keine Halle und keinen Reitplatz, sondern trainiert fleißig auf Grünflächen oder im Gelände? Dann steht ihr vor dem gleichen Problem wie ich: wie sollen wir jetzt noch mit dem Pferd arbeiten, wenn es stockdunkel ist???

Nachtsicht

Pferde können auch im Dunkeln noch sehr gut sehen. Sie haben drei Mal so viele Rezeptoren auf der Netzhaut wie wir Menschen. Außerdem haben sie einen so genannten „leuchtenden Teppich“ (lat. Tapetum lucidum), der hinter der Netzhaut liegt. Dieser Teppich wirkt wie ein Restlichtverstärker, so dass Pferde viel mehr über die Sicht wahrnehmen als wir. Deshalb leuchten Pferdeaugen bei Licht der Taschenlampe oder dem Blitzlicht vom Fotoapparat.

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Leuchte-Augen

Zusätzlich  ist die Umgebung nur Schwarz und Grau, so dass auch gruselige Schatten verschwinden und Pferde weniger ängstlich sind. Daher toben Pferde auch nachts spielend über die Weide, wenn sie nicht gerade fressen oder schlafen. Allerdings gilt das nicht für alle Rassen: viele Appaloosa z.B. sind nachtblind. Das habe ich selbst ausprobiert ;).

4 Tipps zur dunklen Jahreszeit

1. Bodenarbeit an der Hand
Es gibt viele tolle Übungen, die ich mit dem Pferd direkt an der Hand machen kann. Da ich meinem Pferd immer beibringe, auf Druck zu weichen, kann ich dies auch im Dunkeln auf einer geraden Fläche üben. Dabei stehe ich aber nicht wie sonst entfernt vom Pferd, sondern relativ nah. Das Pferd soll auf Berührung mit dem jeweiligen Körperteil weichen.
Z.B. Berührung der Hinterhand mit den Fingern – Pferd weicht mit der Hinterhand
Berührung der Schulter – Weichen der Schulter
Berührung der Nase oder Brust – Weichen nach hinten.
Dieses Spiel kann ich auf alle Körperteile ausweiten! Da gibt es viel zu tun 🙂
2. Spaziergang im Dunkeln
Ein Spaziergang durch die Dunkelheit kann viel Schönes haben. Vor allem bei Mondschein ist es bezaubernd, mit dem Pferd unterwegs zu sein. Der unschlagbare Vorteil von einem Spaziergang im Dunkeln: es stärkt das Band zwischen dir und dem Pferd. Dein Pferd verlässt sich auf dich und vertraut dir, wenn ihr gemeinsam unterwegs seid. Und du verlässt dich auf dein Pferd, denn es sieht besser als du.
Kleiner Tipp: nimm eine Kopflampe und genügend Reflektoren mit. Schließlich wollt ihr gesehen werden.

vollmond

Ein Spaziergang bei Vollmond kann die Beziehung zwischen Pferd und Mensch intensivieren.

3. Ausritt im Dunkeln
Neben dem Spaziergang können wir natürlich auch im Dunkeln reiten! Mondscheinritte sind etwas ganz besonderes. Such dir einen Tag mit Vollmond und wenig Wolken aus. Wenn du schon mit deinem Pferd im Dunkeln spazieren gegangen bist kannst du einschätzen, ob es cool genug ist auch im Dunkeln auf deine Hilfen zu reagieren. Üb am besten vorher auf einem abgezäunten Areal, um dem Pferd Sicherheit zu geben. Es muss wissen: egal wie die Sicht ist, du bist diejenige der Gangart – Richtung – Tempo vorgibt! Wenn das klappt kannst du deine erste kleine Runde im Gelände wagen, um auch hier deine Einwirkung auf das Pferd zu testen. Dann steht einem richtigen Mondschein-Ausritt nichts mehr im Weg!

Auch hier gilt: die richtige Ausrüstung ist ein MUSS!  Leuchtweste, Leuchtgamaschen (am besten an allen vier Beinen, wenigstens aber hinten und vorne links), Leuchten für Stiefel oder Steigbügel sind notwendig um von Autos gesehen zu werden. Laut Straßenverkehrsordnung ist eine weiße Lampe nach vorn und eine rote nach hinten Pflicht – auch die muss vor dem Ritt oder Spaziergang angebracht werden.

 

4. Einfach mal zusammen sein
Wir haben oft einen Plan im Kopf, was unser Pferd heute für uns tun soll. In der Dunkelheit ist vieles nicht machbar. Also relax: sei einfach mal bei deinem Pferd. Sei auf der Weide, kuschel, kraule, sei einfach da. Dein Pferd wird schnell merken, dass du heute nur die Gemeinsamkeit genießt. Meine Stute hat beim letzten Mal im Dunkeln mit mir Fellpflege betrieben und mich ganz sanft mit den Lippen an den Schultern geschubbert – ein wunderbarer Moment! Genieß es!

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