Ein Indianer im Rheinland: Meeting Paul Crane Tohlakai

Indianisches Pferdetraining trifft europäisches Natural Horsemanship

Vor einigen Wochen wurde ich per Mail von Yvonne angeschrieben. Yvonne ist Mitglied der gemeinnützigen Organisation B.I.S.O.N., gegründet von den indigenen Völkern Nordamerikas mit dem Ziel, den indigenen Völkern eine gehörte Stimme in der Welt zu geben.

Yvonne schrieb mir, dass der Dineh (Navajo) Indianer Paul Tohlakai aus Arizona, USA nach Europa kommt. Er ist wichtiger spiritueller Ratgeber in seiner Gemeinschaft, seine Familie richtet z.B. jedes Jahr den Sarcred Mountain Sundance in Arizona aus. Paul Tohlakai setzt sich für die Erhaltung seiner Kultur ein, unterstützt den internationalen Kulturaustausch und ist aktiv im Tierschutz, speziell der Schutz der Wildtiere liegt ihm am Herzen. Paul bestreitet seinen Lebensunterhalt durch den Bau von Trommeln, Step in Guide für Reisen durch seine Heimat und als natürlicher Pferdetrainer.

Paul möchte sich austauschen

Im Rahmen von B.I.S.O.N. International reist er nach Europa. Themen in diesem Rahmen sind der Kulturaustausch, Versuche die indianische Kultur zu bewahren, Schutz der Wildtiere, Dominanz eingeschleppter Arten gegenüber einheimischen Arten im Tier- sowie im Pflanzenreich (überall auf der Welt), Informationen über das Leben als Indianer in den USA – Lebenssituation, Wohnsituation, Ausbildungsmöglichkeiten, Abwanderung (damit oft verbunden die Loslösung von der indianischen Kultur), sowie soziale Probleme (Arbeitslosigkeit, Drogen, Alkohol). 

Seminare zu diversen Themen

Um die Reise nach Europa zu finanzieren führt er neben seinen politischen Veranstaltungen auch Workshops zum Trommelbau und Workshops als natürlicher Pferdetrainer durchführen. Bisher finden diese in Frankreich sowie in der Schweiz statt. Doch nun könnte sich auch in NRW eine Möglichkeit ergeben, denn Paul macht Halt bei Yvonne in Burscheid.
Leider schaffe ich es nicht, so kurzfristig ein Seminar zu organisieren, aber ich lasse es mir nicht nehmen einen Navajo kennen zu lernen. So treffen wir uns schließlich bei Suri am Stall, um uns auszutauschen.
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Unser Treffen

Auf dem Parkplatz kommt mir ein kleiner, in Jeans und schwarzer Jacke gekleideter Mann entgegen. Sein graues, fast weißes Haar wird von einem Gummi im Nacken zusammengehalten und von einer Kappe verdeckt. Er bewegt sich langsam, fast bedächtig, hilft den Kindern von Yvonne aus dem Auto und schaut sich um. Ich begrüße ihn herzlich, er nimmt meine Hand etwas zögernd entgegen, drückt sie dann aber fest, als wäre er sich erst jetzt sicher, dass er mich wirklich treffen möchte. Meine Empfindungen überschlagen sich: ich hatte mit einem Besucher gerechnet, der sich präsentieren will. Doch dieser Mann ist keine schillernde Trainergestalt. Meine Neugier ist geweckt, ich will mehr von diesem Mann wissen, der für sein Volk so weit reist.

Annäherung

Wir schlendern über den Hof und ich zeige ihm, wie unsere Pferde leben. Er ist interessiert, aber distanziert. Wir reden über Pferde, Haltungsformen, über seine Erfahrungen. Paul spricht ein leicht verständliches Englisch mit leichtem Akzent, sein Timbre ist tief, es entspannt mich mit ihm zu sprechen. Yvonne und ihre Kinder erkunden den Hof, und ich habe das Gefühl, dass Paul sich nun voll auf mich einlässt. Er erzählt mir, wie die Pferde seines Volkes frei in der Steppe leben. Er ist viel unterwegs, aber wenn er nach Hause reist, kommt sein Pferd schon vor ihm im Dorf an und wartet auf ihn. Dann weiß seine Familie, dass er unterwegs ist. „Wie kann das denn sein?“ frage ich ihn. „Dein Pferd weiß, dass du kommst?“ Er lächelt mich an, kennt diese europäische Art, das Unvermögen, solche Dinge einfach hinzunehmen. „Ja, mein Pferd weiß es. Und es begrüßt mich jedes Mal.“
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Am Pferd: Suri trifft Paul

Wir laufen zu Suri auf die Weide. Die ganze Herde ist an den Besuchern interessiert, und Paul tätschelt jedes Pferd leicht am Hals oder Kopf, das ihn begrüßt. Meine Stute ist neugierig und bleibt bei uns stehen, auch als ihre Herde sich bereits wieder dem saftigen Gras widmet und sich von uns entfernt. Paul erzählt weiter, von seinen Trainings, von seinem Volk, von seinen Erfahrungen in der westlichen Welt und ich höre ihm gebannt zu. Wir gehen mit Suri in den Roundpen. Er fragt mich wie ich arbeite, und ich zeige ihm ein paar kleine Übungen mit meiner Stute, die mir routiniert folgt, mein Tempo annimmt, entspannt abschnaubt. Nach wenigen Runden schaue ich Paul gebannt an und frage, was er davon hält. Er lächelt: „I do quiet the same“, sagt er. Er macht das Gleiche? Ich glaube es nicht, ich will mehr, ich will sehen, wie er mein Pferd arbeiten würde. Paul lächelt mich wieder an. Dieses Lächeln sagt mir zum einen, dass ich doch einfach glauben soll, zum anderen scheint er mich zu mögen, denn er kommt zu meiner Stute und spricht mit ihr. Suri will ihm nicht folgen, denn sie kennt ihn nicht. Anstatt nun mit Druck zu arbeiten (so hätte ich geantwortet: ich hätte ihre Hinterhand bewegt, bis sie mir folgt), stellt Paul sich neben Suri und atmet entspannt aus. Foto 17.05.16, 00 23 59„Sie kennt mich nicht“, sagt er zu mir, „ich werde mich vorstellen.“ Er erzählt mir, dass es bei seinem Volk „Horse Songs“ gibt, Lieder für die Pferde, und beginnt leise zu singen. Ich setze mich auf den Boden im Roundpen. Es erinnert mich an einen Fernsehbericht, was ich hier hautnah erleben darf. Suri schließt bei den Tönen die Augen, senkt den Kopf, entlastet ihr Hinterbein. Ich verliere mich in der Situation, die so unwirklich ist, dass einigen Stallkollegen am Roundpen stehen bleiben und uns beobachten, doch das ist mir egal. Pauls Stimme erzeugt Töne, die es in unserer europäischen Welt nicht gibt, singt in seiner Sprache für mein Pferd – und mich. Am liebsten würde ich ihn umarmen, denn dies ist etwas ganz Besonderes.

Meine Faszination für Paul

Schließlich bringen wir Suri zur Herde zurück und ich verabschiede mich auf dem Parkplatz von Paul, Yvonne und ihren Söhnen. Ich bin voller Eindrücke und verspreche ihnen, wenn Paul nächstes Jahr wieder nach Deutschland kommt, ein Seminar mit ihm zu organisieren. Denn ich bin mir sicher, wir brauchen diese Informationen in unserer Welt. Diese entschleunigte Art, mit Pferden umzugehen, ist uns Europäern fremd. Nur wenige Stunden mit Paul haben mich davon überzeugt, dass ich mehr von ihm wissen will, seine Erfahrung, seine Werte, seine Einstellung zum Leben.

Der Plan: Seminar im kommenden Jahr

Wenn ihr auch Interesse an einem Treffen mit Paul habt, schreibt mir gern per Email oder in den Kommentaren! Es wird nächstes Jahr auf jeden Fall ein Seminar geben. Auch wenn ihr einen Stall habt, an dem ein Seminar mit Paul stattfinden kann, freue ich mich über eure Kontaktaufnahme!
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14 Kommentare zu Ein Indianer im Rheinland: Meeting Paul Crane Tohlakai

  1. Hallo Akki,
    ich finde deinen Bericht faszinierend und die indianische Kultur sowieso. Ich würde mich auf jeden Fall für einen Kurs interessieren, je nach Entfernung und Kosten mit oder ohne Pferd.
    Ich komme aus NRW, Region Aachen/Eifel. Ich kann auch gerne bei uns im Stall nachfragen ob es Interesse gibt, bei uns ein Seminar auszurichten.
    Liebe Grüße
    Anke

    • Hi Anke,

      dann wohnen wir ja nicht weit entfernt :). Ich bin auch immer wieder in der Eifel bei Aachen unterwegs. Frag gern in deinem Stall nach, vielleicht können wir dann sogar bei euch etwas organisieren! Das wäre super! Schreib mir dann einfach eine Email: info@fuehrpferd.de.

      Ganz liebe Grüße,
      Akki

  2. Guten Morgen,
    Der Artikel ist toll und ich wäre sehr gerne bei einem Seminar dabei. Komme aus Hessen.
    LG Tine

  3. Guten Morgen,
    Der Artikel ist toll und ich wäre sehr gerne bei einem Seminar dabei. Komme aus Hessen.
    LG Tine

    • Hi Tine,

      danke für dein Lob :). Trag dich gern in meinen Newsletter ein, darüber informiere ich euch zu dem geplanten Termin, sobald etwas feststeht. Ich freu mich auf dich!

      Liebe Grüße,
      Akki

  4. Dein Erfahrungsbericht hat mich zu Tränen gerührt. Mein Interesse an den Seminar mit Paul im nächsten Jahr ist sehr groß. Bitte denke an mich, komme aus Nähe von Dortmund und habe kein Problem mit meinem Pferd zum Seminarort zu kommen. LG, Eleonora

    • Hi Eleonora,

      ich freue mich sehr, dass mein Bericht dich so berührt. Es ist toll, dass ich dich so erreichen konnte! Trag dich bitte für den Newsletter ein – darüber informiere ich auf jeden Fall über das geplante Seminar.

      Ganz liebe Grüße,
      Akki

  5. Diese Begegnung klingt wunderbar inspirierend. Ich hätte große Lust an dem Seminar teilzunehmen und die Atmosphäre auf mich wirken zu lassen. Ich komme aus dem Raum München. Ich weiß noch nicht, ob ich die Reise mit meiner vierbeinigen Begleitung auf nehmen kann/will. Aber ich selbst würde auf jeden Fall sehr gerne kommen! Liebe Grüße, Isi

    • Hi Isi,

      wie schön, dass dich mein Bericht inspiriert. Trag dich doch auch in meinen Newsletter ein, dann verpasst du auf keinen Fall den Termin.

      Ganz liebe Grüße,
      Akki

  6. Faszinierend. Bitte halte mich zu Terminen mit Paul auf dem Laufenden. Ich bin zwar aus Österreich, aber an so einem Seminar würde ich gerne (natürlich ohne Pferd) teilnehmen …

    • Hi Gabriele,

      ist ja toll, dass du von Österreich zu uns anreisen möchtest! Trag dich gern in meinen Newsletter ein, dann verpasst du auf keinen Fall den Termin für das Seminar nächstes Jahr!

      Liebe Grüße,
      akki

  7. Hallo,
    ich wäre auch sehr gern dabei. Bin aus dem Saarland.
    lg Jenny

  8. Hi Akki,
    einfach phantastisch, wenn Du ein Seminar mit Paul im nächsten Jahr organisierst. Ich bin mit Benny dabei.
    Ganz liebe Grüße aus Bornheim
    Christiane

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