Ein pferdischer Adventskalender: #Pfeihnachten horcht in den Stall

Endlich sitze ich mal wieder auf dem Sofa und tippe. Seit ich mich ab dem 1.10.2015 aus dem Büroalltag verabschiedet habe, kämpfe ich um einen neuen Alltag. Die Selbstständigkeit ist schön, ich kann meinen Tag frei einteilen, beschäftige mich mit dem, was ich am Liebsten tue und organisiere mich neu. Kopfschmerzen bereiten mir allerdings die Buchhaltung und meine Angst vor dem Finanzamt (mache ich wirklich alles richtig? – ich hab jetzt nen Steuerberater 😉 ). Und so hetzte ich von einem Termin zum nächsten. Ein fester Termin am Tag steht immer fest: der Stall, in dem Suri steht. Das habe ich früher nicht geschafft, und ich bin sehr froh, dass ich sie jetzt täglich sehen kann.

Neben all dem ging das Schreiben ein bisschen verloren. Bis heute, denn Claudia von Pferde im richtigen Licht und Saskia vom Pferdespiegel haben mich gefragt, ob ich bei ihrer Adventskalenderaktion #Pfeihnachten mitmachen möchte. Aber klar möchte ich! Jeden Tag im Advent postet ein Pferdefreund einen Artikel, in dem es um die Wünsche des Pferdes geht. Oder den Wunsch, den wir für unsere Pferde haben. Viele tolle Pferdemenschen haben es schon vorgemacht, jetzt schließe ich mich gern an.

Wenn du wissen willst, was sich die Pferde der anderen Pferdefreunde so wünschen, dann such einfach bei Facebook nach den Hashtags #Pfeihnachten und #Pfeihnachtskalender.

Was wünschen sich unsere Pferde?

Klar, das erste was ich dachte, war: „Mehr Möhren!“ 😀 . Aber je mehr ich darüber nachdachte, desto weniger stehen Leckerlies oder Futter im Vordergrund. Schon gar nicht bei meiner Suri, die absolut unbestechlich ist. Dann dachte ich an Ruhe, eine feste Herrenstruktur, ein sicheres Leben. Das, was Petra von der Pferdeflüsterei hinter ihrem 7. Türchen beschrieben hat. All das hat meine Stute, seitdem ich in den neuen Stall gezogen bin. Sie ist ruhig geworden. Immer wenn ich komme, blicke ich in ein offenes, fröhliches Gesicht. Sie freut sich über meine Anwesenheit und die Abwechslung, die ich ihr bringe.

Meine Gedanken gingen durch ihren Alltag. Morgens mit der Herde raus, abends in die frisch eingestreute, große Paddockbox. 24h Heu. Dann die Zeit mit mir, wenn wir trainieren. Ich versuche, möglichst viel Abwechslung in ihre Training zu bringen. Bodenarbeit, Freiarbeit, Reiten, Gangartenwechsel, weiche Übergänge… wir haben schon so viel erreicht! Mal trainiere ich mit viel Konsequenz, dann verstärke ich positiv mit Möhrchen (wo wir wieder am Anfang wären 😉 ). Was wünscht sich mein Pferd wohl?

In meinem Kopf sehe ich unsere gemeinsame Zeit. Wie ich sie abgeholt habe, wie unglücklich sie war. Ihre Krankengeschichte, immer wieder Rückschläge. Ihre Schiefe, der ständig sich veränderte Rücken. Ständig passt irgendwas nicht, jedes Jahr haben wir mindestens einmal Sattelprobleme, weil ihre Muskulatur sich so stark verändert. Aber alles ist so gut geworden! Ihr Immunsystem ist stark, genau wie ihr Wille. Sie herrscht über Ihre kleine Herde, führt in einem sehr entspannten Stil.

Weniger Zweifel, mehr Freude!

Wie jedes Mal, wenn ich so in Gedanken versinke, drifte ich in meine Zweifel. Diese Zweifel möchte ich endlich ablegen, wie ich im Plädoyer für weniger Perfektion beschrieben habe. Und genau da habe ich meine (und ich denke auch Suris) Weihnachtswünsche gefunden.

Ich wünsche uns allen, dass wir fröhlicher werden! Wir sollten uns ein Beispiel an den Pferden nehmen und im Hier und Jetzt leben. Ich will nicht mehr ständig darüber nachdenken, was ich gestern verkehrt gemacht habe und was mir morgen bevorsteht. Ich will im jetzt leben und mich an dem erfreuen, was mir das Leben in diesem Moment ermöglicht!

Online und auch im wahren Leben machen wir es uns schwer. Wir sehen häufig so viel Negatives, dass wir uns selbst mit Zweifeln und Sorgen quälen. Im Netz und vor allem in den sozialen Medien konfrontieren wir uns mit schrecklichen Bildern, Krankheitsverläufen und gequälten Pferden. Auch im eigenen Stall sehe ich Reiter, die mit Gerten und Sporen ihre Pferde malträtieren, weil sie sich nicht besser zu helfen wissen.

Ich wünsche der Pferdewelt, dass wir offener werden. Dass wir aufeinander zugehen und uns für Lösungsstrategien interessieren, die nichts mit Gewalt und Druck zu tun haben. Dass wir voneinander lernen. Neid hat nichts im Stall zu suchen. Hilfe anzunehmen ist schwer, ständig sehen wir darin den Hintergedanken, uns unser Fehlverhalten unter die Nase zu reiben. Aber gerade wenn es um Pferde geht, die sich ihre Lebensumstände nicht aussuchen können, müssen wir diesen egoistischen Gedanken beiseite schieben.

Ich wünsche uns mehr Mitgefühl. Nicht nur mit den Tieren, auch mit den Menschen, die uns umgeben. Empathie bedeutet, sich in jemanden hineinversetzen zu können. „Gehe eine Meile in den Schuhen deines Nachbarn, bevor du ihn verurteilst“ heißt ein schönes Sprichwort. Also will ich in den Schuhen derjenigen gehen, dich ich nicht verstehe und verurteile. Und in den Hufen der Pferde, mit denen ich arbeite. Ich möchte mich in meine Gegenüber hineinversetzen können, damit ich die bestmögliche Situation schaffe, um ihr Leben zum Besseren zu verändern.

Was für ein Geschwafel, denkt ihr? Das denke ich auch. Macht aber nichts. Ein bisschen Pathos hat noch nie geschadet. Gerade zur Weihnachtszeit sind wir doch alle empfänglich für emotionale Wünsche und Reden. Ich werde diesen Artikel im Sommer nächsten Jahres nochmal lesen. Hoffentlich habe ich dann meine Weihnachtswünsche selbst ein wenig umsetzen können. Vielleicht macht ihr das auch? Denn so können wir unsere Welt ein kleines bisschen verbessern. Und je mehr mitmachen, desto größer wird die Veränderung.

In diesem Sinne wünsche ich euch frohe Weihnachten!

4 Kommentare zu Ein pferdischer Adventskalender: #Pfeihnachten horcht in den Stall

  1. Liebe Akki,

    also mir gefällt Dein Geschwafel 🙂 Auch Deine Gedanken in Deinem letzten Artikel kann ich sehr gut nachvollziehen. Leichtigkeit im Umgang mit den Pferden, mit meinen Mitmeschen und mit mir selber, das wünsche ich mir auch!

    Ich bin gespannt, wie der Weg dahin bei Dir aussieht. Ich denke mit Deiner Selbstständigkeit hast Du sicherlich einen großen Schritt in die „richtige“ (ich mag das Wort nicht ;)) Richtung getan.

    Vielen Dank, dass Du mitgemacht hast und eine schöne Vorweihnachtszeit wünsche ich Dir/Euch! Liebe Grüße, Saskia

    • Hi Saskia,

      vielen Dank! Ich freue mich über die Aktion, zeigt sie uns doch, auf was wir im kommenden Jahr – und auch in weiterer Zukunft – achten wollen und müssen.

      Ganz liebe Grüße,
      akki

  2. Liebe Akki, was für ein schöner Wunschzettel. Die Leichtigkeit und das Hier und Jetzt ist wirklich etwas, das wir uns von den Pferden abschauen können. Sie zeigen uns so viel und ich persönlich bin wahnsinnig dankbar, was meine Stute schon in mir verändert hat. „Der Weg ist das Ziel“ hat mal eine Trainerin zu mir gesagt und in diesem Moment hat es klick gemacht, so ein merkwürdiger Perfektionstrieb ist weggefallen und ich habe begonnen wirklich Spaß zu haben an den Pferden. Es klingt verrückt, aber vorher hatte ich mich oft mit all dem verrückt gemacht, was ich gerne können würde, was ich noch nicht kann, was das Pferd wollen könnte – anstatt einfach zuzuhören und Spaß an jedem Schritt zu haben – egal ob er gut war oder nicht. Über das eine kann man sich freuen, aus dem anderen kann man lernen. In diesem Sinne wünsche ich dir und Suri ein schönes Pfeihnachten und schicke euch liebe Grüße, Petra

    • Vielen Dank Petra!
      Der Weg ist das Ziel, das sage ich auch immer wieder. Doch bisher verstehen nur wenige, was das bedeutet. Auch das sollten wir uns wünschen: Dass wir und nicht ständig von Wunschvorstellungen und Zielen leiten lassen. Sondern von dem, was wir gerade tun und was und glücklich macht.
      Ich wünsche dir besinnliche Weihnachtstage!
      Liebe Grüße, akki

1 Trackbacks & Pingbacks

  1. Was wünscht sich mein Pflegepferd vom Christkind?

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