Umstellung auf gebissloses Reiten
Gestern stellte sich in einer Reitstunde die Frage, wie ich während der Umstellung auf gebissloses Reiten eine Übung abfrage. Es ging in diesem Fall um Rückwärtsrichten. Die Aussage „Mein Pferd kann das nicht“ habe ich schnell übersetzt in „Dein Pferd weiß nicht, was es tun soll“. Oft machen wir uns nicht klar, was die Umstellung auf ein neues Hilfsmittel, und nichts anderes sind Gebiss, Bosal, Flower oder jedes andere Kopfstück bedeutet.
Das neue Kopfstück überträgt andere Informationen auf den Pferdekopf als das Gebiss. Schenkel- und Gewichtshilfen bleiben in jedem Fall dieselben. Wenn ich mein Pferd nun ohne Kopfstück, das heißt nur mit Schenkel- und Gewichtshilfen reiten kann, habe ich es leichter ein neues Kopfstück einzuführen. Trotzdem muss ich das neue Hilfsmittel erklären, damit mein Pferd versteht was ich von ihm will.
Im gestrigen Fall trug das Pferd eine Flower. Statt Druck in Maul und Nacken entsteht nun Druck auf dem Nasenrücken, am Unterkiefer sowie im Nacken. Um meinem Pferd das Rückwärtsrichten zu erklären darf ich nicht einfach eine Rückwärts-Bewegung mit dem Zügel machen. Druck erzeugt im ersten Moment immer Gegendruck, so dass mein Pferd vorwärts gehen will. Die Hilfengebung des Rückwärtsrichtens, also die Gewichtsverlagerung leicht nach vorn als Entlastung des Rückens sowie das gleichzeitige Treiben gegen die anstehende Hand, müssen nun mit dem neuen Kopfstück eingeführt werden. Da ich den Druck nicht aufrecht erhalten will, muss ich mit leichten halben Paraden am Kopf einwirken. Meist reicht nur wenig treibender Druck, um dem Pferd das Ziel der Übung klar zu machen. Am Wichtigsten ist jedoch das Loben vom ersten korrekten Schritt, der keine Vorwärtstendenz zeigt. Selbst ein Seitwärts lobe ich beim ersten Mal, auch wenn es nicht mein letztendliches Ziel ist. So bekommt mein Pferd einen ersten Eindruck von der richtigen Lösung. Nach 2-3 Wiederholungen haben die meisten Pferde die Aufgabe inklusive der richtigen Lösung erkannt und können bereits 2-3 Schritte rückwärts gehen.
Die wichtigste Erkenntnis: Lob führt schneller zum Ziel. Sobald ich den ersten kleinen Ansatz des Pferdes in die richtige Richtung lobe, erhalte ich weniger falsche Ansätze zur Lösung der Aufgabe. Das Lob lässt das Pferd verstärkt in die richtige Richtung denken. Zusätzlich ist es unabdingbar, den Druck nicht zu erhöhen. Die treibenden Hilfen dürfen nicht verstärkt werden, wenn das Pferd nicht die richtige Lösung findet. Eher sollte der Schenkel weniger einwirken, wenn eine Vorwärtstendenz gezeigt wird. Je leichter die Hilfe gegeben wird, desto feiner wird das Pferd.
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