Folge 12: Teenager-Tage mit Chick, Teil 2
Nachdem wir das Jojo für uns entdeckt haben, nehme ich Chick noch an das lange Seil. Da er sehr aufgeweckt und lauffreudig ist, möchte ich noch auf die größere Entfernung und in höherem Tempo mit ihm arbeiten.
Chick im Teenager-Modus: keinen Bock zuzuhören
Chick hat aber heute keine Lust, das zu tun was ich gerne möchte. Wie er schon zu Beginn des Trainingstages gezeigt hat, findet er mich und meine Anforderungen blöd und möchte lieber selbst bestimmen, was wir tun. Kaum habe ich ihn losgeschickt, trabt er ohne auf mich zu achten an. Ich will ihn sofort bremsen, indem ich meine Körper in seine Laufrichtung drehe. Das interessiert den jungen Wallach nicht. Er beschleunigt noch und ich habe das Gefühl, dass er grinst. Irgendwie fühle ich mich hier ein wenig vereimert. Aber Chick ist halt keine Maschine, sondern ein junges Lebewesen, das seine Grenzen austestet! Also ändere ich meine Taktik: sobald Chick auf der Kreislinie am Zaun entlangläuft, mache ich einen abrupten Schritt in seine Richtung. Ausweichen kann er aufgrund der Begrenzung nicht, innen begrenze ich, also bleibt nur das Tempo zu verlangsamen! Das klappt, Chick fällt wieder in den Schritt.
Damit bin ich nach wenigen Schritten zufrieden und lasse ihn wieder antraben.
Chick ist jetzt wieder konzentriert. Ich habe immer ein Ohr, dass er auf mich richtet. Wir üben mehrmals Tempiwechsel, immer zwischen Schritt und Trab. Begeistert ist Chick nicht, er möchte lieber toben. Zweimal prescht er mir nach vorne weg und macht Buckelsprünge. Da er sich nicht in das Seil legt korrigiere ich nicht über den Kopf, sondern richte mich wieder vor ihn aus um ihn zu bremsen. Dann führe ich die Übung fort, als sei nichts gewesen. Chick kommentiert dies mit einem sehr festen Maul, er zieht fast einen „Flunsch“. Aber er macht mit. Er benimmt sich wie ein Teenager, der nicht versteht warum er hier konzentriert lernen soll. Es ist schon lustig, wie ähnlich uns Pferde manchmal sind =D.
Potentiale erkennen
Nach mehreren Tempi- und Richtungswechseln und einer sehr konzentrierten Mitarbeit entlasse ich Chick in den Feierabend. Dies war ein anstrengendes Training mit dem jungen Wallach. Er hat einen starken Charakter und eine sehr eigene Meinung. Es ist schön zu sehen, wie unterschiedlich die drei Jungpferde doch sind. So können wir schon jetzt sehen, was ihnen später einmal im Sattel Spaß machen könnte. Vielleicht wird Chick ja mal ein Cowhorse? An der Kuh muss er selbstständig mitarbeiten und darf die Richtung bestimmen. Oder vielleicht wird er gut im Barrel Race, wenn er in hohem Tempo um die Slalom-Tonnen galoppieren darf? Ich bin gespannt!
Jungpferdetraining mit Zeit und Geduld
Die Ausbildung der drei Jungpferde Chick, Sito und Aladin geht natürlich noch weiter. Da ich aber damals nur in Teilzeit mit Pferden arbeiten konnte, haben sich die Besitzerinnen der drei Pferde entschieden, die Jungs in den Vollberitt zu geben. Das ist aus meiner Sicht zwar sehr schade, aber auch verständlich, da sie so schneller zu Reitpferden ausgebildet werden.
Chick entpuppte sich im Vollberitt als kleines Rodeo-Pferd. Er versuchte, die Regeln des Trainings mit Bocksprüngen selbst zu bestimmen. Nach 2 Monaten und intensivem Training ist er heute ein entspanntes Jungpferd, das mit seiner Besitzerin auf dem Platz und im Gelände reitet. Seine ausgiebige Ausbildung am Boden haben ihm geholfen, selbst zu denken und Anfragen des Reiters zu verstehen.
Sito hat – seiner ruhigen und gelassenen Art entsprechend – schnell die Anforderungen verstanden. Er ist ein tolles, junges Reitpferd, das sowohl auf dem Platz als auch im Gelände eine gute Figur macht.
Aladin war nur wenige Wochen in Beritt. Da seine Besitzerin zusammen mit mir zuvor viel im Sattel trainiert hat, hat sie damals ein Pferd in Beritt gegeben, das bereits im Schritt und Trab unter dem Sattel ausgebildet war. Aladin ist ein tolles Jungpferd, das sich über neue Übungen und Herausforderungen genauso freut wie über einen Ritt im Gelände.
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