Exkurs Folge 1: Fokus

Der Fokus ist bei der Arbeit mit Jungpferden eines der wichtigsten Themen. Aber was ist das überhaupt?  Was meine ich mit Fokus, und wie bekomme ich ihn? Darauf möchte ich in diesem kleinen Exkurs eingehen.

Was ist Fokus?
Das Wort Focus kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Herd, Feuerstelle“. Diese war damals der Mittelpunkt des häuslichen Lebens. Auch ist es in die Medizin übernommen worden und ist der Ort, der „als lokales Krankheitsgeschehen eine Fernwirkung ausübt“ (Wikipedia).
Was bedeutet das jetzt im Pferdetraining? Ich möchte im Fokus des Pferdes stehen, also im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Von mir soll alles ausgehen. (Ist im Hinblick auf Krankheit irgendwie ein blödes Bild, aber sehr einprägsam :))

Wie schaffe ich es, im Fokus des Pferdes zu stehen?
Pferde sind als Fluchttiere nicht schnell davon zu überzeugen, dass sie ihren Fokus im Training komplett auf mich richten sollen. Aus ihrem Instinkt heraus behalten sie die Umgebung im Auge, filtern mögliche Gefahren und suchen Fluchtwege. Wenn wir trainieren sollte das Pferd seine Aufmerksamkeit auf mich richten. Um dies zu bekommen muss ich die Leitung in unserer Zweier-Kombination übernehmen, also „Führpferd“ werden. Diese Rolle bekomme ich nur, wenn ich das Pferd davon überzeuge dass ich die Führung übernehmen und das Überleben von uns beiden sichern kann.

Im ersten Teil des Trainings habe ich die Aufgaben „Freies Führen und Folgen“ bereits erklärt (http://xn--fhrpferd-65a.de/?p=699). Doch was tue ich, wenn das Pferd davon überzeugt werden muss mich in den Fokus zu stellen?

Es gibt eine sehr schöne Übung, die ich gern für das Zurückholen der Aufmerksamkeit einsetze, wenn das Pferd abschweift. Egal ob frei oder am Seil, diese Übung ist immer einsetzbar:

Übung: „Den Kopf zurückholen“
Am besten übe ich zuerst am 3,7m-Seil. Das Pferd läuft um mich herum, zuerst im Schritt. Ich schicke das Pferd los und lasse es einen Halbkreis um mich laufen. Dann schicke ich aus der Bewegung heraus die Hinterhand von mir weg, indem ich meinen Oberkörper ruckartig auf die Hinterhand zubewege und mit der Hand oder dem Stick diese „bedrohe“ (also auf ihn zeige). Ein Ausfallschritt auf die Hinterhand kann helfen, dem Pferd die richtige Lösung zu zeigen. Wenn mein Pferd weiß, dass es mir weichen soll wird es schnell die Hinterhand wegdrehen und mit dem Kopf zu mir gewandt stehen bleiben. Der Fokus ist sofort auf mich gerichtet – die volle Aufmerksamkeit ist mir gewiss. Diese Übung kann ich in jeder Gangart wiederholen. Wichtig ist, das Pferd nicht stundenlang im Kreis zu schicken: das ist langweilig und läd nur dazu ein, mit den Gedanken abzuschweifen.

Sollte mein Pferd mit einem Satz nach vorne antworten habe ich meine Energie nicht auf die Hinterhand, sondern zu weit hinter das Pferd geschickt. Es kann helfen, das Seil leicht auf Spannung zu nehmen und so den Schwung nach vorne abzubremsen. Diese Hilfe sollte aber nur zu Beginn eingesetzt werden: Später kennt das Pferd die Anforderung und weicht mit der Hinterhand schon bei kleinem Handzeichen.

Ziel
Mein Ziel ist es, die Aufmerksamkeit des Pferdes zu jeder Zeit auf mich zu ziehen. Das ist nur möglich, wenn ich spannend genug bin. Wenn ich stundenlanges Halten einer Übung verlange werde ich für mein Pferd schnell langweilig. Daher sollte in jedem Training viel Abwechslung sein.

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Ohren vorn, Blick auf mich: ich stehe im Fokus der Aufmerksamkeit

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