Der Sportwallach Cimbal: meine größte Herausforderung

Ich trainiere regelmäßig mit dem Wallach Cimbal. Cimbal kommt aus einem Sportstall, ist bereits in jungen Jahren angeritten worden und sollte ein erfolgreiches Springpferd werden. Doch der Wallach hielt den Druck nicht aus: durch das harte Training wurde sein Kehlkopf verletzt. Unter Anstrengung hört man ein röhrendes Geräusch, dass durch eine halbseitige Kehlkopflähmung verursacht wird. Die Lähmung kann angeboren sein, jedoch ist es beachtlich dass sie meist erst beim Anreiten entdeckt wird. Falsche Ausbildung wie z.B. zu enges Einstellen des Pferdekopfes kann zu einer Kehlkopfquetschung führen (Quelle: http://www.tipps-zum-pferd.de/kehlkopfpfeifen_tipp_356.html). Ebenfalls wird vermutet, dass junge Pferde beim Training mit Gebissstück bei Belastung eine Kehlkopfproblematik entwickeln. Auch Infektionskrankheiten, wie z.B. Druse oder Pilzinfektionen können Auslöser sein.

Pferde mit diesem Krankheitsbild leiden unter Anstrengung an Atemnot. Dies kann bis zur Panik führen, da die Pferde glauben zu ersticken.

Zu Beginn des Trainings war Cimbal völlig unfähig, sich auf den Menschen zu konzentrieren. Er rannte mich um, schlug mit den Vorderbeinen oder drehte sich einfach um und rannte zur Herde zurück. Er hatte keinerlei Vertrauen in die Führungsfähigkeiten des Menschen und fühlte sich völlig auf sich allein gestellt. Dies führte in der Vergangenheit schon zu gefährlichen Situationen, in denen sich seine Menschen Prellungen und schweren Verletzungen zuzogen.

Um Cimbal zu erklären, dass der Mensch ihm Sicherheit geben kann haben wir zu Beginn nur in Freiarbeit mit ihm gearbeitet. Am Seil war er einfach zu gefährlich, denn sobald er unsicher wurde und nicht weiterwusste schlug er einfach aus. In der Freiarbeit lernte er, dass wir ihn vom Boden aus Lenken konnten, dass wir seine Richtung und Gangart sowie das Tempo bestimmten. Er war überrascht und wurde langsam neugierig, zu was wir wohl noch alles im Stande sein könnten.

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In den letzten Wochen haben wir begonnen am langen Seil mit ihm zu arbeiten. Cimbal ist aufmerksam geworden. Er lässt seine Vor- und Hinterhand einzeln von mir bewegen,  reagiert sofort auf Tempoänderungen und kann sich über längere Zeitspannen konzentrieren. Es ist erstaunlich, wie sehr sich dieses Pferd entwickelt hat.

Ab und zu fällt er noch in alte Gewohnheiten zurück. Er lässt sich schnell ablenken. Wenn er sich überfordert fühlt will er sich entziehen, indem er dem Menschen die Hinterhand zuwendet und auskeilt. Jedes kleinste Anzeichen muss beachtet werden, sonst wird er fest im Hals, wendet sich ab und entzieht sich. Eine ständige Beschäftigung und Kontrolle der Beine ist im Training weiterhin notwendig. Doch Cimbal kann auch spielen, er folgt gern und liebt rasante Tempowechsel!

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Cimbal ist ein trauriges Beispiel für die Verlierer im Reitsport. Er ist ein Aussortierter, der den Anforderungen nicht gewachsen war. Mit viel Training kann er vielleicht ein Freizeitpartner werden, wenn er einen Menschen hat der immer 100%ig bei ihm ist. Er braucht ständige Bestätigung durch den Menschen, der ihm die Führung abnimmt und ihm den Weg in die Entspannung zeigt. Cimbal ist ein fröhlicher, verspielter Wallach der gern wieder ein entspanntes Pferd sein will. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg – den wir gemeinsam gehen werden.

 

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