Schwierigkeit Aufsteigen beim Anreiten
Suri zeigt mir immer wieder, dass Reiten nicht zu ihren Lieblingsbeschäftigungen gehört. Außerdem braucht sie immer viel Zeit, um eine Übung zu verstehen und zu akzeptieren. Nachdem das Geben der Hufe eine Herausforderung war, die wir wunderbar gemeistert haben, stehen wir jetzt vor der nächsten großen Aufgabe: Aufsteigen.
Zu Beginn habe ich mich mit einem Stuhl als Aufstiegshilfe einfach auf ihren Rücken geschwungen. Das habe ich zwei bis drei Mal gemacht, dann hatte sie verstanden zu welchem Zweck ich den Stuhl hole. Seitdem meidet sie das weiße Plastikungeheuer. Der böse Stuhl hilft mir schließlich, mich einfach auf sie zu setzen. Das möchte sie gern vermeiden, also stellt sie sich einfach nur noch mit dem Kopf in Richtung Stuhl. Schlaues Pferd – blöd für mich ;-).
Suri scheint mit dem Aufsteigen etwas Schlechtes zu verbinden. Entweder hat sie Rückenschmerzen (ärztlich abgeklärt ist das, auch die Physio sagt dass sie keine Verspannungen hat), oder sie hat einfach schlechte Erfahrungen gemacht und trägt deshalb den Reiter nicht gern. Um diese Erfahrung zu „überschreiben“ muss ich aber erstmal auf ihren Rücken gelangen! Schwierig…
Als erstes trainiere ich die Boden- und Freiarbeit jetzt immer mit Sattel, damit sie die Verknüpfung „Sattel = Reiten“ nicht festigt. Der Sattel soll einfach bedeuten, dass wir jetzt arbeiten. Suri arbeitet gern mit mir, die Freiarbeit macht ihr besonders Spaß. Sie trabt und galoppiert mit erhobenem Schweif um mich herum, dass es einfach nur schön ist sie laufen zu sehen. Sie lässt sich jetzt auch besser satteln, weicht zwar wenn ich den Sattel auflegen will, steht dann aber still und lässt sich das Anziehen des Sattelgurts gefallen. Soweit, so gut.
Als nächstes kommt unsere neuste Übung: Aufsteigen. Ich arbeite erst in Freiarbeit am Boden, stelle mich dann auf den Stuhl und gebe meine Kommandos von dort aus. Die Freiarbeit mit meiner erhöhten Position fand Suri erst sehr seltsam und kam immer an, um zu schauen was ich da mache. Nach zwei Trainingseinheiten klappt das aber schon prima. Nach etwas Bewegung hole ich sie zu mir (sie kommt auf Einladung schnell angetrabt und holt sich ihr Lob). Dann positioniere ich sie so, dass ich mit meinem Fuß in Richtung Steigbügel gelangen kann. Sobald ich mein Bein hebe, reißt meine Stute den Kopf hoch und droht böse mit angelegten Ohren und aufgerissenen Augen. Ab und zu öffnet sie auch ihr Maul und tut so, als wollte sie mich beißen (was sie aber nicht tut). Ich halte mein Bein weiterhin am Steigbügel und gebe ihr das Kommande zum Kopf senken. Sobald der Kopf unten ist und sie sich etwas entspannt nehme ich mein Bein wieder weg, worauf sie wieder droht und ich den Kopf senken lasse. Diese Übung dauerte die letzten 2 Tage ca. 20 min. Bein heben – Kopf senken – Bein senken – Kopf senken. Nach 20 min. reagierte Suri entspannt auf mein gehobenes Bein und droht nicht mehr. Ab da habe ich nicht nur mein Bein in den Bügel gestellt, sondern auch am Sattel geruckelt. Bei einer Drohantwort wurde wieder der Kopf gesenkt, bis keine Drohnung mehr kam und sie entspannt stehen geblieben ist. Erst dann habe ich mich in den Sattel geschwungen. Sie bekam eine Möhre von oben als Lob. Nach ein paar Schritten und zwei Übungen zum Weichen der Vor- und Hinterhand bin ich nach wenigen Minuten wieder abgestiegen und habe das Training beendet.
Mein Trainingsziel ist es, dass Suri sich bereits beim Aufsteigen entspannt. Sie soll das Aufsteigen nicht als Stress empfinden und mit Schmerzen rechnen, sondern es als eine normale Übung sehen. Natürlich möchte ich in Zukunft „einfach“ auf mein Pferd steigen können. Aber einfach ist das nunmal nicht. Suri muss erst verstehen, dass ich sie damit nicht ärgern oder ihr schaden möchte. Ich rechne mit einigen Wochen, bis diese Übung klappt. Genauso wie beim Hufe geben: durch diese Erfahrung bin ich sehr positiv gestimmt, dass wir auch diese Hindernis erfolgreich nehmen werden.
Ich ziehe den Hut vor Deiner Geduld 😀 Suri wird hoffentlich bald verstanden haben, dass ihr nix schlimmes passiert und sie sich auch beim Aufsteigen entspannen kann 🙂 Liebe Grüße
Es wird besser! Am Sonntag hab ich wieder geübt, und dieses Mal war sie nicht ganz so sauer. Sie hatte fast immer die Ohren vorn und war recht entspannt. Allerdings „hüpft“ sie jetzt mit dem Hintern, wenn ich aufsteige. Immer mal was Neues… 😉