Folge 8: das erste Mal im Sattel mit Chick
Sito war sehr angespannt bei unserem ersten Ritt. Mit Chick lief das erste Training völlig anders.
Chick ist sehr selbstbewusst. Er ist ein Clown, hat keine Angst vor dem Leben und ist im Training immer sehr forsch und fordernd. Wenn ihm etwas nicht passt, dann springt er los und zeigt so seinen Unwillen. Schön ist, dass man ihn immer schnell wieder zu sich holen kann. Sobald er z.B. am langen Seil losspringt und unwirsch wird, drehe ich seinen Hintern weg. Dann schaut er immer völlig erstaunt in meine Richtung und sein Blick sagt: „Sowas kannst du? Na dann höre ich jetzt wieder zu.“ Das ist so lustig, dass ich immer lachen muss.
Vor dem ersten Aufsteigen habe ich mit Chick am langen Seil trainert. Vor allem ging es mir um Tempo- und Richtungskontrolle, damit Chick merkt dass ich, egal wo ich bin, seine Richtung und sein Tempo beeinflussen kann. Er war bereits gesattelt und mit Knotenhalfter ausgerüstet. Als das gut lief sind wir zur Aufstiegshilfe und ich habe das Seil zum Zügel geknotet.
Da Chick bereits seine Besitzerin im Gelände getragen hat, ist ihm der Reiter nicht unbekannt. Ich habe am Sattel gerüttelt, mein Bein über ihn geschwungen, bin auf- und abgehüpft. Das alles hat ihn nicht interessiert. Also habe ich mich auf ihn geschwungen. Das wichtigste ist, dann nicht einfach loszureiten! Das Pferd muss verstehen, dass der Reiter auch in dieser Position bestimmt, was als nächstes passiert. Daher standen wir zuerst nur gemeinsam rum ;).
Chick war völlig entspannt. Also habe ich ihn nach der lateralen Biegung gefragt. Nach ein wenig Überlegungszeit hat er wunderbar reagiert. Er hat sich nach rechts und links locker und mehrmals hintereinander biegen lassen. Seine Antworten kamen mal schneller, mal langsamer. Hier gilt: ruhig weiter fragen, bis er ganz locker und selbstverständlich antwortet. Chick war sehr gut gelaunt und die gesamte Trainingseinheit aufmerksam. Daher bin ich noch ein wenig weiter gegangen.
Nachdem die Kopf-Kontrolle so gut geklappt hat, habe ich ihn nach seiner Hinterhand gefragt. Dafür habe ich erst mal nur mein Bein nach hinten gelegt und meinen Blick auf seine Hinterhand gerichtet. Auf lockeren Schenkeldruck hat Chick seine Hinterhand gewendet. Mit der lateralen Biegung habe ich ihn dann gestoppt und ausgiebig gelobt. Darauf gab es eine lange Pause, in der er die Übung „verdauen“ konnte.
Nachdem er abgekaut und sich entspannt hatte, wiederholten wir die Übung. Schenkel, Blick, und Hintern rum! Chick war richtig bei der Sache, spielte mit seinen Ohren und hörte mir gut zu. Es war für uns beide ein Spaß!
Da der Wallach so gut drauf war, habe ich ihm noch eine Übung erklärt: Ich habe nach Chicks Vorhand gefragt. Ich wollte ihn nach links schicken. Dafür habe ich mein Gewicht nach rechts verlagert und meinen rechten Schenkel ans Pferd gelegt. Dann die linke Hand nach außen „geöffnet“, so dass der Zügel in die Richtung gerichtet war, in die Chick gehen sollte. Durch diese Hilfen hat Chick seine Vorhand in den offenen Zügel bewegt. Das ging ganz schnell und ohne viel Fragen. Er ist so ein schlauer Kerl!
Danach war Schluss für diese Einheit. Chick muss die vielen neuen Eindrücke jetzt verarbeiten. Beim nächsten Mal machen wir die ersten gemeinsamen Schritte vorwärts.
In der kommenden Trainingseinheit haben wir zuerst wieder am Boden begonnen und unsere Einwirkung verfeinert. Diese Übung kann toll in den Sattel übertragen werden, da das Pferd auf kleinste Informationen reagiert! Generell geht es beim Jungpferdetraining nicht darum, möglichst schnell in den Sattel zu wechseln. Ich baue eine kurze Einheit mit Aufsteigen und leichter Einwirkung ein, das Haupttraining findet aber weiterhin am Boden statt. Diese Vorgehensweise bewährt sich vor allem bei Pferden, die wie Chick sehr schlau sind und schnell ihre eigenen Regeln aufstellen.
Wie ich auf diese „eigenen Regeln“ von Chick reagiere, lest ihr in den beiden Folgen Teenager-Tage 1 und 2.
Hach ich bin ja schon n Bischen stolz auf mein Painti !
Ich liebe diese Serie! Vielen Dank, dass Du so aus Deinem Traineralltag schreibst. Darf ich noch fragen, wie Du anfangs sein Hinterteil „bewegt“ hast, wenn er vorne am Seil weggesprungen ist? Ich bin nur persönlich neugierig und süchtig nach Tipps und TRicks für die Arbeit mit Jungpferden 🙂 Liebe Grüße und danke Dir, Petra
Hi Petra,
aber gern, ich freue mich immer über Fragen! Zu Beginn wird das „Hinterhand-Weg“ im Stand geübt, damit das Pferd weiß, was ich von ihm will. Das beschreibe ich gern nochmal genauer, wenn du willst. Wenn er nach vorn wegdriftet ist das seine Antwort auf meinen Druck auf seinen Hintern. Da die Antwort falsch ist (schließlich will ich eine Drehung) frage ich weiter mit dem Druck auf seinen Hintern und stoppe seine Vorwärtsbewegung mit dem Seil, indem ich leicht vorne bremse. Wichtig ist, sofort nachzugeben wenn er nicht mehr nach vorn fragt. Ist gar nicht einfach zu beschreiben… vielleicht drehe ich dazu mal ein Video?
Liebe Grüße!