Folge 5: Richtungskontrolle am Boden

Die letzten Trainingsstunden haben wir den Pferden vieles erklärt. Das Jungpferd
1. hat erkannt, dass es an sich gestellte Aufgaben selbst lösen kann
2. kann die Einwirkung des Reiters am Boden erkennen und als Aufgabe identifizieren
3. kann unwichtige Impulse von wichtigen unterscheiden (Desensibilisierung und Sensibilisierung).

Die Pferde wissen nun, dass der Mensch auf ihre einzelnen Körperzonen (Kopf, Schulter, Mittelhand, Hinterhand) einwirken und diese einzeln bewegen kann. Bisher haben wir relativ nah am Pferd gearbeitet. In dieser Folge wirken wir auf eine größere Distanz auf das Pferd ein.

Chick hatte am Trainingstag äußerst viel Energie (und auch sehr gute Laune 😉 ). Wir haben mit Freiarbeit begonnen, und er peste so schnell über den Platz, dass ihm das Bremsen vor dem Zaun misslang – so dass er drüber sprang. Glücklicherweise ist er ein sehr guter Springer. Mit einem großen Satz überwand er den 1,40m hohen Zaun und riss dabei die oberste Litze ab, was sich jedoch schnell reparieren ließ. Um diesen „Ausbruch“ nicht zu wiederholen, nahm ich ihn an ein langes Seil. So konnte ich besser auf ihn einwirken (und ihn von weiteren Abenteuern abhalten). Solche kleinen Aktionen sind im Jungpferdetraining ganz normal. Wer mit einem jungen Pferd arbeitet, sollte über solche Dinge immer Schmunzeln können ;)!

Am langen Seil zeigte Chick, dass er seine Schulter nicht von mir kontrollieren lassen wollte. Die Schulter des Pferdes ist im übertragenen Sinn die Lenkung, die Hinterhand ist das Gaspedal. Auf meine Einwirkung konnte er wunderbar die Hinterhand wenden, aber wenn ich ihn auf dem Zirkel hereinholte um die Schulter in die andere Richtung zu schicken sprang er fröhlich in den Druck hinein und keilte in meine Richtung aus. Ich konnte also das Tempo bestimmen, aber nicht die Richtung.

Übung zur Schulterkontrolle

Ich schicke das Jungpferd auf den Zirkel, erst im Schritt, später auch in höheren Gangarten. Wenn er aufmerksam ist gehe ich 2-3 Schritte rückwärts, damit er sich mir zuwendet. Sobald er in meine Richtung läuft bleibe ich stehen, schließe mit meiner Körperausrichtung die soeben gelaufene Zirkelrichtung und übe mit meiner Hand (und dem Seil als verlängertem Arm) Druck auf seine Schulter aus. Darauf wendet das Pferd mit der Schulter ab und läuft in die entgegengesetzte Richtung weiter. Sobald er die Wendung ausführt bekommt Chick eine Pause.

Chick hat sich zu Beginn gegen den Richtungswechsel entschieden. Diese falsche Reaktion habe ich mit starkem Vorwärts-Treiben beantwortet, um es Chick unbequem zu machen. Sobald er sich für die richtige Antwort, also den Wechsel der Richtung entscheidet, bekommt er eine Pause.

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Wenn er am lockeren Seil läuft und konzentriert mitarbeitet, belohne ich ihn…

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…mit einer Pause.

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Schweifschlagen und angelegte Ohren – Chick ist nicht erfreut über die Übung.

Chick hat an diesem Tag nur die Schulterkontrolle geübt. Die Aufgabe ist sehr wichtig, um später auch vom Sattel aus die Richtung bestimmen zu können. Nach einer Weile hat er leicht und fließend reagiert und sogar mit gesenktem Kopf abgekaut. Damit habe ich das Training beendet: mit einem zufriedenen Pferd und einem zufriedenen Menschen.

In der nächsten Folge zeigt der junge Haflinger Aladin, dass Freiarbeit auch mit Jungpferden eine tolle Sache ist!

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