Fütterung von Pferden mit Equinen Sarkoiden

Bisher haben alle Pferde, die ich mit ES kennen gelernt habe, eine mehr oder weniger starke Immunschwäche. Sie sind anfällig für Erkältungen, haben schneller Verspannungen und andere Zipperlein, die bei einem „gesunden“ Pferd nicht sofort auffallen.

Schnell habe ich mich darauf konzentriert, Missouri in der Hochphase unseres Sarkoid-Kampfes auch von innen zu unterstützen. Ich habe mich eingearbeitet in die Welt der Futterzusätze und des pferdgerechten Fütterns. Bis heute bin ich hier sehr vorsichtig, denn ich bin kein Experte des Verdauungstraktes und den Stoffwechselvorgängen des Pferdes. Daher habe ich mich mit Katrin Skaletz von NATÜRLICH PFERD zusammengesetzt, Expertin für Futterzusätze.

Quelle: NATÜRLICH PFERD

Quelle: NATÜRLICH PFERD

 

Katrin, hast du bereits Erfahrungen mit Pferden, die Equine Sarkoide haben? Wie sah das bei euch mit dem Immunsystem des Pferdes aus?

Ja, ich hatte auch schon ein Pferd mit Equinem Sarkoid. Dass mein Wallach Probleme mit dem Immunsystem hatte, habe ich recht schnell gemerkt. Bei seiner Vorbesitzerin stand er in einer Paddock-Box und ich habe ihn in die Offenstallhaltung umgestellt. Bereits nach zwei Tagen fing er sich eine Atemwegsinfektion ein und begann zu Husten. Entsprechend schnell war klar, dass ich ihn unterstützen muss. Er bekam eine Mischung aus Echinacea, Ackerschachtelhlam und grünem Tee zur Unterstützung des Immunsystems, die ich ihm kurweise gab (6 Wochen Kräuter, 4 Wochen Pause, 6 Wochen Kräuter usw.) und zusätzlich eine Kräutermischung für den Husten. Bereits nach ein paar Tagen war der Husten weg und seither hatten wir keine Probleme mehr. Ein Sarkoid fiel sogar von ganz allein ab und die anderen Sarkoide behandelte ich mit einer selbstgemachten Blutwurzsalbe.

 

Ich habe gelesen, dass Pferde Getreide nicht gut verdauen können. Gerade ein Pferd, dessen Immunsystem schon geschwächt ist, hat mit der Verstoffwechselung von Getreide seine Probleme. Stimmt das? Sollte ein Pferd mit Sarkoiden eher getreidefrei ernährt werden?

Ja, das stimmt. Nur wenn energiereiche Futtermittel (wie Getreide) vom Pferd auch „verbraucht“ werden, sollte man so etwas füttern. Pferde im Erhaltungsbedarf und bei leichter Arbeit brauchen i.d.R. nur ausreichend Heu, um ihren Energiebedarf zu decken. Wenn das Pferd nun Getreide bekommt, obwohl es dieses gar nicht braucht, kann es zu einer Übersäuerung des Magen-Darmtraktes und somit zu einer Verschiebung der Darmflora kommen, was wiederum die Vitaminsynthese und Nährstoffresorbtion (Aufnahme der Vitamine und Nährstoffe, Anm. d. Red.) beeinträchtigt. Synthetische, das heißt künstlich hergestellte Vitamine, Mineralien und Spurenelemente können dieses Defizit nur unzureichend ausgleichen und das Immunsystem wird geschwächt.

Bei empfindlichen oder vorgeschädigten Pferden reichen da schon sehr geringe Mengen Getreide aus.

 

Missouri bekommt von Beginn an bei mir nur getreidefreie Kost. Aber ich habe, da sie neben den Sarkoiden noch starke Gelenkprobleme und Lymphstau hatte, auch Ingwer zugefüttert. Die Scharfstoffe sollten entzündungshemmend wirken. Kann Ingwer auch bei Sarkoiden helfen?

Ja, das kann er. Ingwer ist ein Multitalent. Er regt die Sekretion der Magen -und Gallesäfte und es Speichels an, er stimuliert die Darmperistraltik (Kolikvorbeugung), stärkt die Magen- und Darmmuskulatur und das Herz, wirkt entzündungshemmend, antibakteriell und antiviral. Für das Pferd sind diese Eigenschaften von besonderer Bedeutung, denn das Pferd kann nur gesund und leistungsfähig sein, wenn die Verdauung optimal funktioniert. Zudem sitzen etwa 80% der Immunzellen im Darm und produzieren 70% der Immunglobuline (IgA) des Körpers, entsprechend kann ein Pferd nur ein starkes Immunsystem haben, wenn der Darm gesund ist.

Anmerkung zur Ingwerfütterung: Es muss unbedingt darauf geachtet werden, dass entweder Heu ad libitum gefüttert wird oder die Futterkarenzen so kurz wie möglich ausfallen. Wie bereits beschrieben, regt Ingwer die Produktion der Verdauungssäfte an und wenn nicht genügend Grundfutter zur Verfügung steht, kann es zu einer Schädigung der Magenschleimhaut kommen. Daher auch der inzwischen schlechte Ruf des Ingwers in der Pferdefütterung.

 

Welche Futterzusätze empfiehlst du bei Equinen Sarkoiden?

Grundsätzlich empfiehlt es sich das Immunsystem zu unterstützen. Direkt mit beispielsweise Echinacea, da sie die Anzahl der Leukozyten (Fresszellen) erhöht oder indirekt mit verdauungs- und stoffwechselunterstützenden Kräutern wie Ingwer, Leinsamen, Bockshornklee, Mariendistel, Artischocke, Brennessel, Birke, Ackerschachtelhalm, Apfelessig…

Eine gute Mischung ist zum Beispiel Immun-Fit:

Quelle: NATÜRLICH PFERD

Quelle: NATÜRLICH PFERD

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Gibt es Futtermittel oder Inhaltsstoffe, die ich unbedingt vermeiden sollte?

Unbedingt vermeiden sollte man Futtermittel, die sich negativ auf die Verdauung auswirken. Das sind zum Beispiel Getreidesorten wie Weizen, Dinkel, Roggen und Triticale. Sie enthalten sehr viel Gluten, welches schon in geringen Mengen zu Magen-Darmschleimhautentzündungen führen kann. Des Weiteren sollte man unbedingt auf Melasse oder andere stark zuckerhaltige Futter verzichten, da sie einerseits die Futtermittel anfällig für Mikroorganismen machen und andererseits für einen schlagartigen Anstieg des Blutzuckerspiegels führen, was beides eine erhebliche Stoffwechselbelastung darstellt. Ebenso sind möglichst synthetische Zusatzstoffe zu meiden, da sie den Nährstoffhaushalt schnell durch eine Über-/Unterversorgung beeinträchtige können bzw. teilweise für das Pferd schwer zu verstoffwechseln sind und so ebenfalls den Stoffwechsel und entsprechend  die Organe belasten. Im Prinzip sollte man sich auf Futtermittel beschränken, die dem natürlichen Nahrungsspektrum des Pferdes entsprechen.

 

Missouri hat außerdem kurweise (3 Wochen lang) fermentiertes Kräuterextrakt, sogenannte EM mit Kräutern, in ihr Futter bekommen. Diese Kur ist ihr sehr gut bekommen. Was hälst du von EM?

Ich halte grundsätzlich nicht viel von EM in der Pferdefütterung, schon gar nicht, wenn sie ohne Indikation gefüttert werden. EM bestehen in der Hauptsache aus Milchsäurebakterien, die zwar in geringer Anzahl im Pferdedarm vorkommen, aber nicht hauptsächlich für die Verdauungs- und Stoffwechselvorgänge verantwortlich sind. EM entsprechen nicht der natürlichen Darmflora des Pferdes. Die Fütterung von EM kann sinnvoll sein, wenn eben diese im Darm fehlen und ein Ungleichgewicht entstanden ist, aber dazu bedarf es einer Kotuntersuchung, die Aufschluss darüber bringt, welche Bakterien zu wenig/zu viel vorhanden sind.

Vielen Dank, liebe Katrin, für deine ausführlichen Antworten! Mehr zum Thema Pferdefütterung findet ihr auch auf ihrer Seite unter Wissenswertes.

 

 

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