Lotte – Haflingerglück
Lotte hat eine Schulpferde-Karriere hinter sich. Aufgrund ihrer gemütlichen Art und dem bequemen Rücken hat sie Kindern eine lange Zeit das Reiten beigebracht. Und sie hat dabei die typischen Erfahrungen eines Schulpferdes gemacht: Sie wurde ausgebunden, mit Sperrriemen geritten und hat täglich den Zügeldruck im Maul gespürt. Haflinger sind generell gemütliche Vertreter. Es muss schon sehr dicke kommen, damit sie sich wehren. Und so ist auch Lotte: ihr Gesichtsausdruck spricht Bände, aber wer nicht hinsieht bemerkt ihren Unmut nicht. Trotz allem ist die hübsche Blonde ein Schmusetier, dass einfach gern gekrault wird und beim Menschen Ruhe sucht.
Lotte wurde von ihrer vorherigen Besitzerin aus dem Schulpferde-Leben geholt und lebt nun in einer großen Herde im Raum Kerpen. Gesundheitlich ging es der Hafidame lange nicht gut, sie hat mehrere Hufrehe-Schübe hinter sich und auch ihre Hinterhand ist nicht in Ordnung. Sobald sie trabt kommt ihr Becken in eine routierende Bewegung, das Bein dreht sich nach außen weg und der Huf wird einseitig belastet.
Aus diesem Grund hat ihre jetzige Besitzerin sich entschieden, vieles in Lottes Leben zu ändern. Sie bekommt nun spezielles Futter, wurde entgiftet und läuft barhuf. In einer langwierigen Umstellungsphase wurde mit Kräutern und Mineralien ihr körperlicher Haushalt „renoviert“. Die Hufpflegerin hat mit häufiger Stellungskorrektur dazu beigetragen, dass die Fehlbelastung der Hufe ausgeglichen wird. Und doch ist noch etwas aus ihrem vorherigen Leben übrig, denn natürlich will Lottes Besitzerin auch gern reiten. Und wie sie es ihr Leben lang gewohnt war, fügt sich die hübsche Kleine zwar diesem Wunsch, ist aber nicht wirklich zufrieden. So zieht sie ihren Flunsch und zockelt ohne Bewegungsfreude über den Platz.
Zu Beginn des Trainings haben wir also in kleinen Schritten Lottes Bewegungsfreude wieder hergestellt. Zuerst haben wir mit gezielten Übungen für ihr Becken und ihre Rückenmuskulatur die Bewegung der Hinterhand gestärkt. Aufgaben über Stangen und um Pylonen, die die ganze Aufmerksamkeit von Lotte und ihrer Reiterin forderten, lenken nicht nur von der für Lotte eintönigen Reiterei ab, sondern förderten ihr Bewegungsmuster. Da Lottes Besitzerin eine sehr gute Reiterin mit unabhängigem Sitz und eindeutigem Schenkeleinsatz ist, haben wir uns kurzfristig von der Trense und somit auch vom Gebissstück verabschiedet. Die Veränderung der Stute war grandios: Nur mit Halsring wurde sie aufmerksam, hörte auf die Gewichts- und Schenkelhilfen und lief befreit und voller Tatendrang vorwärts. Ihr Gesichtsausdruck war zu anfang noch etwas verunsichert, mit der Zeit veränderte er sich aber zu völliger Entspannung mit zufriedenem Kauen. Lotte verstand, das Reiten nicht nur Spaß für den Menschen, sondern auch für sie bedeuten konnte! Sie und ihre Besitzerin entwickeln sich zu einem partnerschaftlichen Gespann, die nur mit kleinsten Signalen miteinander kommunizieren können. Um irgendwann die Zügel wieder einsetzen zu können haben wir nun begonnen, mit der Flower zu arbeiten. Noch ist Lotte sehr unsicher, reagiert aber auf kleinsten Druck. Ihre Reiterin muss hier sehr vorsichtig sein, um diese feinen Hilfen in Zukunft einsetzen zu können.
Großer Erfolg: Lottes Bewegungsablauf hat sich positiv verändert! Die routierende Beckenbewegung ist fast komplett verschwunden. Sie läuft auch im Trab gerade und tritt unter ihren Schwerpunkt. Und auch mit Halsring trägt sie sich selbst, mit rundem hals und der Stirnlinie leicht vor der Senkrechten. Ein wundervolles harmonisches Bild von Pferd und Reiter!
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